Reisebericht 2011

Am 27. Jänner 2011 begann meine 3. Indienreise in Begleitung von Markus Sila. Von München via Dubai flogen wir nach Hyderabad. Von dort ging es anschließend noch in einer 8-stündigen, sehr anstrengenden und nervenzehrenden Fahrt nach Chanubanda. Dort liegt auch die Pfarrei von Fr. Jeeva.

Wir waren zwar bei der Ankunft nach dieser 30-stündigen Reise ziemlich erschöpft, aber unsere Müdigkeit wurde gleich einmal verdrängt, da wichtigere Sachen auf uns warteten. Als erstes wurden wir herzlichst empfangen und die 45 Waisenkinder, die bei Jeeva im Pfarrhof eine Heimat gefunden haben, umringten uns. Sie begrüßen uns mit "Hallo Daddy!, how are you?".

Jedes Kind war bemüht uns die Hände zu schütteln und uns zu umarmen. Nach und nach kamen die Menschen, deren Leben wir durch unsere Hilfe positiv verändert haben - der Mann, dem wir die Operation und den Rückkauf des Hauses ermöglicht haben, sowie die an Brustkrebs erkrankte Frau, deren Operation und weitere Behandlung wir finanzieren konnten. Außerdem trafen wir die beiden gelähmten Schwestern denen wir dank großzügiger Spenden jeweils einen Rollstuhl übergeben konnten. Weitere 8 Rollstühle übergaben wir in den weiteren Tagen noch anderen behinderten Menschen, die ihn dringend benötigten. Es waren bewegende Momente für sie und für uns. Die Freude und die Dankbarkeit glänzten in ihren Augen. Sie bedankten sich von Herzen.

Die Familie, der wir geholfen haben ihr eingestürztes Haus neu aufzubauen, hat uns eingeladen und sich ebenfalls bedankt. Vom Vorplatz der Kirche winkten uns außerdem Frauen zu. Es waren die 30 Frauen, denen wir den Zuschneide- und Nähkurs ermöglichten. Sie waren von Freude erfüllt, als wir zu ihnen kamen. So zeigte jede von ihnen voller Stolz ihr Arbeitsbuch in denen sie verschiedenste Werkstück- und Schnittmuster in Mineatur gesammelt hatten. Jede Frau bat auch um unsere persönliche Signierung in ihrem Arbeitsbuch, was wir natürlich gerne für sie machten. Die 30 Nähmaschinen standen bereits in der Kirche und die Übergabe erfolgte später bei unserer Abschiedsfeier.

Inzwischen waren die Kinder beim täglichen Unterricht im Pfarrhaus, den sie zusätzlich zum offiziellen Unterricht haben und freuten sich anschließend auf das warme Abendessen aus Reis und Gemüsesauce. Ihre Augen strahlten, als wir ihnen die Aluminiumteller mit der warmen Mahlzeit füllten. Für sie gibt es täglich zwei Mahlzeiten. Am Vormittag essen sie Bulgur, das nahrhaft und gesund sein soll und am Abend Reis und Gemüse. An Festtagen gibt es zusätzlich zum Reis auch etwas Hühnerfleisch.

An den nächsten 2 Tagen besuchten wir die verschiedenen Pfarreien. Wir wurden überall sehr herzlich und mit allen indischen Ehrdarbietungen empfangen. Ein Besuch der Pfarrei von Fr. Maria Raju stand ebenfalls auf dem Programm. Weiters auch Fr. Don Bosco, der Bruder von Jeeva und Jugendseelsorger der Diözese Vijayawada. Ein Tag war auch für Guntur, das durch Baumwolle, Cilli und Tabak bekannt ist, eingeplant. Hier besuchten wir die "Colony". Das sind die von uns vor 2 Jahren finanzierten 30 Häuser für die Ärmsten. Ca. die Hälfte davon haben wir von Außen und Innen besichtigt. Die Freude der anwesenden Personen stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Leider hatten wir nicht mehr die Zeit, die restlichen Häuser zu besichtigen.

Die nächsten 3 Tage verbrachten wir im Bezirk Ost Godavari am Golf von Bengalen bei Fr. Charles. Wir besuchten einige Pfarreien. Die Schüler, die meistens aus sehr armen Familien stammten, waren glücklich uns zu sehen. Jede Klasse führte für uns einen Tanz auf von denen wir sehr beeindruckt  waren.

Wir wurden während der Reise außerdem durch Bekanntschaften von Jeeva und Charles auch in wohlhabendere Häuser von Hindus der oberen Kasten eingeladen. Diese Familien wünschten zum Abschluss immer ein Gebet und den Segen für ihr Haus. Danach noch den Segen für jedes Familienmitglied. Wir waren davon schon etwas überrascht, aber es gibt viele gemäßigte Hindus, die dem Christentum sehr nahe stehen.

Wir sahen in diesen Tagen auch eine wunderbare Natur mit unzähligen Kokospalmen, Bananenbäumen, Reisfeldern und Mangoplantagen. Aber auch Industrieanlagen unter dem Gestank im Fischerhafen sind etliche zu finden. Hier werden die kleinen und nicht verwertbaren Fische und sonstige Meerestiere tagelang im Freien getrocknet und danach zu Tierfutter für Hühner verarbeitet. Der chaotische Verkehr mit unzähligen alten Lastkraftwagen und Bussen sowie deren Abgase waren für uns wie ein Fegefeuer.

Abseits davon haben wir viele bewegende und sehr schöne Gottesdienste erlebt und unzählige Begegnungen mit den Menschen in Hütten und einfachen Häusern gehabt. Der Höhepunkt unserer Visite war der Abschlussgottesdienst mit über 500 Menschen. Anschließend standen Ehrungen, Tänze und die Übergabe von Geschenken an bedürftige und alte Menschen an. Außerdem wurden die Nähmaschinen und Räder für die Katechisten übergeben. Die ganze Feier dauerte 6 Stunden und endete erst um 23 Uhr.

Um 2 Uhr ging dann die Fahrt zurück nach Hyderabad schon wieder los. Von dort flogen wir für drei Tage nach Goa, um uns ein wenig von den Strapazen und den vielen Eindrücken zu erholen. Dies war eine gute Entscheidung für uns. Lernten wir doch auch eine andere Seite von Indien kennen, die uns nicht mehr so belastet hat.

Diese Reise war für mich die bislang intensivste und eindruckvollste. Neben den vielen Feiern machte uns jedoch die Armut der Menschen sehr betroffen. Am meisten jedoch, dass wir nicht noch mehr Menschen helfen konnten. Es waren sehr intensive Tage mit Höhen und Tiefen und mit Freude und Mitgefühl für diese Menschen, die unschuldig in ihrer Armut leben müssen, für uns.

Hoffnung und Zuversicht möchten wir jedoch den jungen Menschen schenken, in dem wir ihnen eine gute Schulausbildung ermöglichen und den Frauen durch die Weiterbildung neue Chancen auf ein besseres Leben geben. Menschen, denen das Schicksal durch Krankheit, Unfälle oder Behinderung schwer zusetzt, wollen wir das Leben etwas erleichtern. Dies können wir nur mit eurer Spendenbereitschaft weiter bewirken.

Wie wir es selbst immer wieder sehen und in dieser Reise hautnah erleben konnten, sind diese Spendengelder bestens angelegt und investiert. Was gibt es Schöneres, als in die strahlenden, dankbaren und hoffnungsvollen Augen der Kinder und Menschen zu sehen, deren Leben wir verbessern und ihnen eine bessere Zukunft ermöglichen!

So bitte ich euch, weiter unsere Projekte mit Gebeten und finanziellen Zuwendungen zu unterstützen um diesen Menschen Hoffnung und Freude zu schenken.

Im Voraus schon herzlichen Dank!

Norbert Loacker